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  FAQ- zu Vogelspinnen 14.05.2024 12:22 (UTC)
   
 

Frequently Asked Questions !

Der nachfolgende Text ist mit freundlicher Genehmigung von der REPTILIA, die Fachzeitschrift für Reptilien übernommen. Der Autor, REPTILIA- Redakteur Kriton Kunz, erlaubte mir den Text zu verwenden und gab mir noch die Bilder mit dazu. Dafür von hier aus noch mal vielen Dank. Der original Text ist in der REPTILIA August/September 06 nach zu lesen.

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Das adulte Männchen (links) von Holothele incei unterscheidet sich vom Weibchen nicht nur durch seinen weniger fülligen Körperbau, die relativ längeren Beine sowie die silbrige Färbung, sondern hier sind außerdem Tibiaapophyse und Bulbus zu sehen. ©Foto:K.Kunz

Anschaffung von Vogelspinnen

Vogelspinnen haben sich in der Terraristik längst einen herausragenden Platz erobert. Doch wer sich erstmals mit Ihnen beschäftigt, der wird schnell bemerken, dass Spinnen eine eigene Welt darstellen. REPTILIA- Redakteur Kriton Kunz, ein passionierter Spinnenzüchter, kennt die häufigsten Fragen rund um die Anschaffung der ersten Vogelspinnen aus eigener Erfahrung und den einschlägigen Internetforen. Die wichtigsten 10 hat er für unsere neue FAQ- Rubrik zusammengestellt und beantwortet.

1.Woran erkenne ich eine gesunde Vogelspinne. 2.Welche Arten eignen sich am besten für den Einsteiger. 3.Sind Wildfänge ihren Preis wert? 4.Wie erkenne ich Männchen und Weibchen? 5. Wie gefährlich sind Vogelspinnen. 6.Wie fasst man eine Spinne an? 7.Wie transpotiere ich sie? 8. Brauchen sie eine Quarantäne? 9.Stehen Vogelspinnen unter Artenschutz? 10. Wo finde ich weitergehende Infos?

1. Woran erkenne ich ein gesunde Vogelspinne?

Der Körper der ausgewählten Spinne sollte arttypisch normal geformt sein, der Hinterleib darf also nicht eingefallen oder asymmetrisch wirken. Adulte Männchen besitzen einen relativ kleinen Hinterleib, ansonsten sollte dieser größer als der Vorderkörper sein. Flecken, Blasen und ähnliche Phänomene weisen meist auf gesundheitliche Probleme hin- mit Ausnahme der ,, Glatze " bei neuweltlichen Vogelspinnen, einer kahlen Stelle am Hinterleib, die durch das Abstreifen der Brennhaare zustande kommt.

Ein Pilzbefall kann sich durch weißliche oder grünliche Geflechte auf den Gliedmaßen oder dem Körper äußern. Eine fehlende Gliedmaße dagegen muss kein größeres Problem darstellen und wird bei heranwachsenden Spinnen regeneriert- jedoch kann sie ein Hinweis auf mangelhafte Haltung des Tiers beim Verkäufer sein, z.B. auf zu niedrige Luftfeuchtigkeit, sodass die Spinne eventuell dauerhaft geschädigt ist. Äußere Verletzungen wie etwa Wunden, aus denen Körperflüssigkeiten austritt, dürfen natürlich nicht vorhanden sein. Die Spinne sollte sich arttypisch agil zeigen; apathisch dasitzende Exemplare, die auf Störungen kaum reagieren, sind meist Todeskandidaten.

Obwohl ein leichter Befall mit Milben eigentlich kein Grund ist, vom Kauf einer Spinne zurückzustehen, sollte man sich doch darüber im klaren sein, welche Folgen der Erwerb eines solchen Tieres nach sich ziehen kann: Milben breiten sich im Terrarienbestand oft rasant aus und sind dann nur schwer unter Kontrolle zu bekommen. Zumindest wer schon mehrere Terrarien besitzt, möge sich den Kauf einer offensichtlich mit Milben befallenen Spinne besser drei mal überlegen. In jedem Fall sollte man zu Hause immer nur die Spinne selbst umsetzen und das Transportsubstrat vernichten, denn damit kann man das Risiko weitgehend reduzieren, sich Milben, Rennfliegen, Nematoden oder ähnliche Plagegeister einzuschleppen.

2. Welche Arten eignen sich am besten für den Anfänger?

Allgemein ist festzuhalten, dass der Einsteiger pflegeleichte, robuste Arten halten sollte, die noch dazu wenig aggressiv auf Störungen reagieren und nicht allzu großzügig mit eventuell vorhandenen Brennhaaren umgehen. Außerdem sollte die Nachzucht recht einfach gelingen. Einige,,Klassiker" sind etwa Avicularia metallica, A. versicolor, Bonnetina cyaneifemur, Brachypelma albopilosum, Chromatopelma cyaneopubescens, Eupalaestrus campestratus, Lasiodordes striatus, Nhandu carapoensis oder Phormictopus cancerides, mit Einschränkung auch Grammostola rosea. Die Pflege sehr flinker und etwas beißfreudiger bzw. stark bombadierender Arten (also solche Vogelspinnen, die schon bei kleinsten Störungen ihre Reizhaare abstreifen) z.B. aus den Gattungen Poecilotheria, Stromatopelma oder Lasiodora, sollte man ebenso erst mit ein wenig mehr Erfahrung angehen wie die Haltung in Bezug auf Pflege und Nachzucht anspruchsvollerer Spezies.

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Die Aufzucht von Jungtieren bereitet zwar viel Freude, einfacher für den Anfänger ist jedoch der Erwerb bereits halbwüchsiger Exemplare. ©des Fotos:K.Kunz

3. Sind Wildfänge ihren Preis wert?

Erwerben Sie in jedem FAll Nachzuchttiere und verzichten Sie auf den Kauf von Wildfängen, auch wenn diese zu niedrigen Preisen angeboten werden. Oft sind diese Spinnen ausgetrocknet oder mit Parasiten beladen, und außerdem kennt man ihr Alter nicht - u.U. erwirbt man also Todeskandidaten. Mit dem Kauf von Nachzuchten dagegen schont man die natürlichen Bestände, und Nachzuchttiere sind meist gesund, parasitenfrei und das Leben im Terrarium gewohnt. Für weniger erfahrene Spinnenfreunde ist es am günstigsten, ein mittelgroßes Exemplare auszuwählen, da sehr kleine Spiderlinge oft etwas aufwändiger und schwieriger in der Aufzucht sind. Sehr große Individuen dagegen können bereits ein hohes Alter aufweisen. Kontakt zu Züchtern bekommt man über Kleinanzeigen z.B. in RepTV, das, monatlich neu, jeder Ausgabe von REPTILIA und TERRARIA beiliegt.

4. Wie erkenne ich, ob es sich bei der Spinne um ein Männchen oder ein Weibchen handelt?

Am einfachsten gelingt die Bestimmung des Geschlechts bei einem adulten(geschlechtsreifen) Männchen. Nach der Reifehäutung ist zu sehen, dass das letzte Glied(Tarsus) seiner Taster (Pedipalpen) zu einem Organ für die Übertragung des Spermas umgebildet ist, dem kolbenartig verdickten Bulbus. Außerdem tragen die Männchen mancher Vogelspinnenarten Schienbeinhaken (Tibiaapophysen) am ersten (sehr selten a zweiten) Beinpaar. Sie dienen dazu, die Giftklauen des Weibchen während der Paarung auf Abstand zu halten und die Partnerin bei der Kopulation leichter hochzustemmen. Bei einigen Arten kommen weitere Merkmale hinzu, z.B. Färbungsunterschiede (Poecilotheria), und männliche Theraphosiden sind allgemein weniger gedrungen, dafür aber langbeiniger als Weibchen.

Möchte man dagegen das Geschlecht noch nicht adulter Tiere untersuchen, so gelingt auch dies bei größeren Exemplaren leicht. Man setzt sie in eine durchsichtige (z.B. Heimchendose) und beleuchtet von unten mittels einer starken Taschenlampe die Region zwischen den Buchlungen. Hier ist die quer zum Körper verlaufende Epigastralfurche als bei Weibchen deutlicher und bei Männchen sehr schwach ausgeprägter Spalt zu erkennen. Beim Männchen sieht man außerdem das über der Epigastralfurche gelegene Spinnfeld in Form eines meist helleren Flecks. Bei kleineren Exemplaren ist diese Methode dagegen weniger einfach anzuwenden. Hier muss man eine Exuvie, also eine abgestreifte Haut, von innen unter dem Binokular betrachten - bei Weibchen sind die Anlagen der Spermatheken (,,Taschen" zur Aufnahme des Spermas) zu sehen. Eine Ausnahme bei Vogelspinnen bilden, soweit bekannt, nur die in der Terraristik keine Rolle spielende Sickius lonibulbu und Xenodendrophila grabrieli, deren Weibchen keine Spermatheken besitzen.


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Auch bei noch nicht geschlechtsreifen Exemplaren lässt sich durch einen Blick auf die Region zwischen den Buchlungenausgängen das Geschlecht ermitteln: Hier ist kein Spinnenfeld zu sehen, es handelt sich also um ein Weibchen. ©Foto:K.Kunz

5. Wie gefährlich sind Vogelspinnen für den Menschen?

Diese Frage wirde in den meisten Büchern sowie auf einschlägigen Internetseiten meist pauschal mit ,,gar nicht, die Giftwirkung ähnelt der eines Wespenstiches" oder vergleichbaren Äußerungen abgetan. Tatsache ist, dass der Biss einer Vogelspinne in aller Regel keine größere Wirkung auf den Menschen hat, sondern dass es sich meist um praktisch völlig harmlose Terrarienbewohner handelt. Tatsache ist aber auch, dass gerade im Zusammenhang mit einigen asiatischen und afrikanischen Arten immer wieder von systemischen Auswirkungen des Bisses auf den menschlichen Organismus zu lesen ist (siehe z.B. Bissbericht über Poecilotheria striata auf www.bighairyspiders.com/poec.html , Stand 07.07.2006). Als generelle Faustregel im Umgang mit allen Spinnen, deren Chelizeren die menschliche Haut durchdringen können, ist darum immer wieder zu empfehlen: Lassen Sie sich (und ihre Kinder, Freunde etc.) nicht beissen! Dieser banale Ratschlag lässt sich meist durch Einhalten einiger ebenso banaler Regeln im Umgang mit den Tieren umsetzen. So ist es z.B. in aller Regel völlig unnötig, Spinnen auf die Hand zu nehmen, schon gar nicht muss man seine Spinne gleich jedem Besucher über den Arm krabbeln lassen.


6. Wie fasst man Spinnen zur Untersuchung vor dem Kauf an?

Wie gerade ausgeführt: Am besten überhaupt nicht. Und auch zum Umsetzen für den Verkauf, für größere Pflegemaßnahmen im Terrarium o.Ä. kann man die Spinne mittels eines längeren Stabs oder einer Futterpinzette einfach in eine Heimchendose bzw. einen ähnlichen Behälter bugsieren und diesen verschließen. Wenn es auch gängige Praxis ist, Vogelspinnen zur Geschlechtsbestimmung mit dem ,,Spinnengriff" hochzuheben - die zu betrachtende Körperregion sieht man auch durch den Boden einer Grillenbox. Meines erachtens sind daher das Anfassen bzw. Hochheben von Spinnen in aller Regel nicht nur unnötig, sondern bergen auch Risiken - neben dem eines Bisses für den Pfleger ist vor allem auch daran zu denken, dass eine plötzliche Bewegung der Spinne auf der Hand bereits ausreichen kann, sie herabstürzen zu lassen.

7. Wie transpotiere ich erworbene Vogelspinnen?

Handelt es sich um eine größere Vogelspinne, so setzt man das Tier in eine kleine, am besten bereits mit Haushaltspapier ausgekleidete Dose, z.B. eine Grillenbox. zusätzlich weiteres Haushaltspapier verhindert, dass das Tier während des Transports umhergeschleudert wird. Die Grillendose kommt nun noch in eine Styroporbox oder einen Behälter mit ähnlich isolierenden Eigenschaften, um das Tier vor Überhitzung ebenso wie vor Unterkühlung zu schützen. Mit zerknüllten Zeitungspapier wird die Dose nun noch rutschsicher gepolstert. Noch sehr kleine Jungtiere gibt man am besten in kleine, mit etwas Haushaltspapier ausgestattete Döschen, z.B. Filmdöschen oder kleine Plastikbehälter. Die einzelnen Döschen kommen nun gemeinsam in eine größere Box, man füllt die Zwischenräume mit Zeitungspapier aus, und das Ganze wandert wieder in eine Styroporbox.

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Deckel drauf und ab zu den anderen Dosen, in die Styroporkiste- so lassen sich Jungtiere sicher verwenden bzw. transpotieren. ©Foto:K.Kunz

8. Brauchen Vogelspinnen eine Quarantäne?

In jedem Fall ist es ratsam, einen Neuzugang zunächst mindestens vier Wochen lang in einem leicht zu reinigenden, übersichtlich eingerichteten Quarantänebecken zu beobachten- dies gilt um so mehr, wenn Sie bereits mehrere Wirbellose besitzen. Dann sollte das Quarantäneterrarium sogar in einem seperaten Raum stehen, denn ansonsten macht man es Parasiten allzu einfach, auf benachbarte Terrarien überzuwechseln. Die Ausstattung des Terrarium sollte man auf das Notwendigste beschränken, also ein Substrat wie beispielsweise Kokoshumus, Versteckmöglichkeiten und eine Wasserschale, für Baumbewohner zusaätzlich ein senkrecht angebrachtes, gewölbtes Korkrindenstück. Temperatur, Luft- und Bodenfeuchte müssen im für die Art optimalen Bereich liegen.

Bemerkt man während der Quarantäne keine Symptome einer Erkrankung und sind auch keine Parasiten vorhanden, kann die Spinne anschließend in ihr endgültiges Terrarium übersiedeln. Ansonsten behandelt man nach Anweisung eines der wenigen Veterinäre, die auch Erfahrung mit Wirbellosen besitzen.

9. Stehen Vogelspinnen unter Artenschutz?

Momentan stehen Aphonopelma albiceps, A. pallidum sowie sämtliche Brachypelma-Arten auf Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) und im Anhang B der EU- Artenschutzverordnung, ihr Handel ist daher internationalen Schutzbestimmungen unterworfen. Allerdings brauchen Sie heute beim Kauf/Verkauf innerhalb der EU keine CITES-Papiere mehr. Sie sind aber dazu verpflichtet, den gesetzeskonformen Erwerb belegen zu können. Dazu dienen Zuchtbescheinigungen bzw. Einfuhrgenehmigungen. Sie sollten also beim Kauf artgeschützter Spinnen eine Quittung mit Rechnungsnummer oder eine Rechnung verlangen, der folgende Informationen zu entnehmen sind: Geschlecht(soweit bekannt), Herkunft(Nachzucht oder Wildfang), Alter(soweit bekannt) sowie Name und Adresse des Verkäufers. Können Sie im Zweifelsfall solche Unterlagen nicht vorweisen, drohen Ihnen Beschlagnahmung der Tiere sowie Strafverfahren und Geldbuße. Ob Ihre Spinnen gegenüber der zuständigen Behörde (z.B. Untere Naturschutzbehörde) meldepflichtet ist, unterliegt Länderrecht und übrigens nicht nur Artenschutzbestimmungen, sondern auch Verordnungen zur Haltung ,,gefährlicher Tiere". Da die jeweiligen Behörden selbst benachbarter Kreise in der Praxis oft recht unterschiedliche Auflagen stellen, sollte man sich vor dem Kauf der Spinne unbedingt bei seinem zuständigen Amt danach erkundigen. Möchten Sie geschützte Tiere in die EU ein- oder aus EU- Staaten ausführen, so muss die nötige Genehmigung beim Bundesamt für Naturschutz in Bonn eingeholt werden.

10. Wo finde ich weitergehende Informationen?

Wer Tiere hält, muss sich unbedingt eingehend über ihre Lebensansprüche infomieren. Zu Vogelspinnen gibt es mittlerweile eine Reihe geeigneter Bücher, beispielsweise:

Klaas, P.(2003):Vogelspinnen. Herkunft, Pflege, Arten.-Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2. überarb.Aufl.,144 S.

KOTHE,H.W.(2003):Vogelspinnen.-Franckh-Kosmos, Stuttgart, 124 S.

MEINHARDT, M.(2004):Vogelspinnen im Terrarium.- Natur und Tier - Verlag, Münster. 128 S.

STRIFFLER, B.(2005): Die Rote Chile- Vogelspinne, Grammostola rosea+andere Grammostola-Arten.-Art für Art; Natur und Tier - Verlag, Münster, 64 S.

STRIFFLER, B.(2005): Die Martinique-Baumvogelspinne, Avicularia versicolor + A. minatrix + A. purpurea + A. laeta. Art für Art; Natur und Tier - Verlag, Münster, 64 S.

TINTER, A.(2001): Vogelspinnen. Gifte, Lebensweise, Verhalten. - Sonderausgabe Nikol Verlagsgesellschaft, Hamburg, bede-Verlag, Ruhmannsfelden, 96 S.

Auch im Internet findet sich eine Fülle brauchbarer Informationen, fedoch ist dort nicht alles Gold, was glänzt. Zu empfehlen ist jedoch beispielsweise www.dearge.de , und viel besuchte Foren gibt es etwa unter www.vogelspinnen.info/vogelspinnenforum.php oder www.arachnophilia.de/forum/

 
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